Ich habe gestern einen neuen Balgen für meine 4×5″ Großformatkamera angefertigt, weil der alte Balgen nicht mehr ganz lichtdicht war. An den Faltkanten, besonders im Eckbereich, konnte man schon das Licht durchscheinen sehen. Leider habe ich diese Löcher erst vor kurzem entdeckt, da sie wahrscheinlich verantwortlich sind für einige komische helle Streifen/Bereiche in manchen Negativen, die ich in letzter Zeit aufgenommen habe.
Hier ein Bild vom alten Balgen (schon aus den Rahmen gelöst), man kann deutlich die Schwachstellen an den Faltkanten erkennen:
Für den neuen Balgen habe ich zuerst die Abmessungen des alten genommen. Die Außenmaße sind 15 x 15 cm, die Innenmaße 13 x 13 cm. Die Faltungstiefe ist also 1cm.
Zuerst habe ich einen Prototypen angefertigt, um das Design zu testen. Dazu habe ich die Grundlinien, die die Faltungen vorgeben, gezeichnet und auf ein A2 Papier gedruckt. Anschlißend habe ich die Faltungslinien gefalzt und den Balgen gefaltet. Eine Zeichnung des Grunddesigns und der Prototyp sind in den folgenden Bildern zu sehen.
Anschließend habe ich den echten Balgen angefertigt. Dieser besteht aus einer schwarzen, dünnen, lichtblockierenden Kunststofffolie innen, einem etwas dickeren, ebenfalls lichtblockierendem Kunststoffgewebe außen, und den Rippen aus schwarzem Karton mit ca. 0.35mm Dicke. Dabei wurden die Rippen etwas kleiner gewählt, um einen 2mm breiten Spalt zwischen ihnen zu erhalten, der dann eine problemlose Faltung erlaubt.
Die Rippen habe ich nicht manuell geschnitten, sondern mit meinem Schneideplotter Silhouette Portrait. Nach dem Ausschneiden habe ich den überflüssigen Karton von der selbstklebenden Schneidematte entfernt und mit einem breiten Streifen Klebeband die einzelnen Rippen zusammengeklebt, um sie dann gemeinsam von der Schneidematte ablösen zu können. Im Bild unten sind drei Rippen zu sehen, die von einem Kelbebandstreifen zusammengehalten werden. Der ganze Balgen besteht natürlch aus viel mehr Rippen.
Von den beiden lichtundurchlässigen Materialien habe ich jeweils ein Stück passender Größe (ca. 65×60 cm) ausgeschnitten. Auf die schwarze Innenschicht habe ich dann Sprühkleber aufgebracht und die Rippen aufgeklebt. Anschließend das Ganze wieder mit Sprühkleber eingesprüht und die Außenschicht aufgebracht. Das wahrscheinlich schwierigste war dann das Zusammenkleben der beiden Ränder. Der Bogen aus Innen- und Außenschicht mit den Rippen dazwischen muss nun passgenau zu einer Röhre zusammengeklebt werden. Und zwar so, dass die halben Rippen auf der linken und rechten Seite des Bogens genau zusammenpassen, da sonst die Faltung nicht möglich ist.
Nach dem mir das halbwegs geglückt war, habe ich dann aus der Röhre den Balgen gefaltet, indem ich Rippe für Rippe von einem Ende ausgehend die Faltung ausmodelliert habe. Nach einiger Zeit hat man dann den fertigen Balgen in der Hand.
Dieser wird nun wieder in die Originalendstücke der Großformatkamera eingeklebt und eingeschraubt (der Originalbalgen verfügte über einen dünnen Mettalrahmen mit Gewindebohrungen, mit dem der Balgen am Endstück festgeschraubt wird). Ist dies gelungen, so ist der Balgen fertig.
Im Nächsten Foto kann man genauer erkennen, wie die beiden Enden des Balgenbogens zusammengeklebt wurden. In der Mitte sieht man leicht, dass die Rippen unter dem Gewebe zusammenstoßen und nicht durchgängig sind. Und man sieht, dass die rote Deckschicht mehrere Zentimeter über das andere Ende des Balgenbogen geklebt ist.
Dies war nicht der erste Balgen, den ich angefertigt habe. Allerdings gab es wieder ein paar Probleme:
- Das Verkleben der Innen- und Außenschicht mit Sprühkleber hat nicht gut funktioniert. Entweder ist der Kleber schon zu alt, oder er klebt die beiden Kunststoffmaterialien nicht gut. Das nächste Mal vielleicht Kontaktkleber verwenden?
- Das Zusammenkleben der Bogenenden hat nicht optimal funktioniert. Ich muss mir das nächste mal gut anzeichnen, wo genau die Rippen sind, damit ich sie gut Ausrichten kann.
- Ich habe vergessen, dass ich den fertigen Bogen vorfalze. Das hätte das spätere Falten stark vereinfacht.